Ohne Schiri geht es nicht!

In unserem Handballbezirk fehlt es an Schiedsrichter! Fast jeder Verein kämpft mit der Gewinnung von Schiris.
Denn Schiedsrichter sein ist nicht leicht – und das liegt nicht am Lehrhandbuch!
Setzen wir in Jugendspielen einen älteren Schiri ein, wird er oder sie als zu Alt abgestempelt – „Die kommen ja gar nicht mehr hinterher.“ Pfeift ein Jungschiri ein Spiel so sind diese „zu unerfahren und den steigenden Anforderungen (noch) nicht gewachsen.“ Diese Bemerkungen kommen nicht von Spielern und vom Trainer. Sondern von Zuschauern. Ja, leider gibt es inzwischen immer mehr „Möchtegerntrainer“ im Zuschauerraum, welche unseren Schiris ihre Arbeit verderben. Besonders im Jugendbereich, wo Eltern und Verwandte die Kinder doch einfach nur anfeuern sollen, eskaliert die verbale Feindseligkeit gegenüber unseren Schiris oft.

Wir fragen uns, ob diesen Personen eigentlich bewusst ist, welche Aufgaben ein Schiedsrichter allein aufgrund seiner Rolle in jedem Spiel zu erfüllen hat:

    • Ein Schiri pfeift nicht nur einfach ein Spiel. Er muss auch davor und danach alles kontrollieren: Spielbogen, Tornetz, Trikotfarben etc.. Erst dann kommt das Spiel. Und selbst da muss er Diplomat und Koordinator zu gleich sein.
    • Der Schiri hat das Spiel zu leiten, fair und gerecht auf beiden Seiten. Am besten fehlerfrei.
    • Er muss alle Aktionen angemessen und richtig ahnden. Er muss übel foulende Spieler in den Griff bekommen, die es nicht besser gelernt haben; er muss wild gewordene Trainer im Zaun halten; er muss Konflikte zwischen Spielern und zwischen Trainern lösen – und das möglichst elegant, nicht arrogant!
    • Er muss schauen, dass Zeitnehmer/Sekretär ihre Aufgaben erfüllen, schließlich ist er am Ende verantwortlich für alles.

  • Er muss jederzeit jegliche Art von Kritik aushalten, die seine Leistung nicht beeinflussen darf.
  • Er muss nach dem Spiel freundlich lächeln und mit dem Kopf nicken, während ihm noch mal so richtig die Meinung gegeigt wird.

Schiedsrichter sind auch nur Menschen! Der Schiedsrichter hat keine Mannschaft, keinen Trainer und keinen Betreuer, der das mit ihm zusammen durchsteht.

Auch ihnen passiert mal ein Fehler. Aber wenn man auf so vieles gleichzeitig achten muss und dann auch noch von der Seitenlinie angebrüllt wird, ist es kein Wunder, dass viele Schiris diesen Job nicht mehr machen wollen.
In vielen Fällen rechtfertigen die Zuschauer ihre Beleidigungen gegenüber dem Schiri mit dem der Schutz der Spieler.
Wir sind definitiv für den Schutz der Spieler. Aber warum ist allein der Schiedsrichter dafür verantwortlich?
Warum können die (erwachsenen) Trainer und Betreuer nicht auf ihre Mannschaften einwirken und mit ihren Spielern Fairness trainieren? Warum können die Trainer nicht miteinander kommunizieren, um die Emotionen – die definitiv auch zu unserem schönen Sport gehören – wieder in angemessene Bahnen zu lenken? Warum muss ein Schiedsrichter der Prellbock für all das sein?

Es stellt sich uns letztendlich die Frage, ob denn nicht die Erwachsenen in der Bringschuld sind, den Kindern und Jugendlichen das, worum es wirklich geht, mit auf den Weg zu geben. Ist es nicht unsere Aufgabe Fairness, Menschlichkeit und einen respektvollen Umgang miteinander beizubringen? Kaum einer weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, Schiedsrichter zu sein. Und noch weniger wissen diejenigen, die sich so verhalten, was sie mit ihrem Verhalten anrichten. Wundert es euch ernsthaft, dass diesen Job keiner mehr machen will?

Kritik ist erlaubt und erwünscht.
Emotionen gehören zum Spiel und machen den Sport aus.
Worum es uns geht, ist, zum Nachdenken anzuregen für ein besseres Miteinander, für mehr Wertschätzung, Respekt und Menschlichkeit in dem Sport zu sorgen, den wir alle lieben und der uns verbindet.

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